visiris Projektablauf Teil I: Die Konzeptphase
Unsere Erfahrungen
Mit dem Filme produzieren ist es wie mit jedem anderen Handwerk – wer gerade erst am Anfang steht und noch wenig Erfahrung hat, gleicht das meist mit enormem Aufwand aus. Das bedeutet in der Praxis zum Beispiel, dass der ambitionierte Filmanfänger so viel aufnimmt, wie nur irgend möglich, um daraus später in der Postproduktion mit mehr oder weniger Glück einen guten oder eben weniger guten Film zu erstellen. Mit den Jahren verfeinern sich dann die Arbeitsweisen und man weiss immer sicherer, was man will und was man nicht will, um einen wirklich guten Film zu produzieren. Mein Name ist Frank König, ich bin Gründer der visiris Filmproduktion und bei uns im Studio für Konzept- und Drehbucherstellung verantwortlich. Ich habe Germanistik studiert und schrieb meine Master-Thesis über den Medienwechsel von Arthur Schnitzlers Traumnovelle zu Stanley Kubricks letztem Spielfilm Eyes Wide Shut. Ich liebe es, mich mit guter Lektüre auf dem konzeptionellen Bereich der Filmproduktion weiterzubilden. Kürzlich absolvierte ich zudem einen Fernstudienlehrgang zum Drehbuchautor. Nun freue ich mich, einige der Erfahrungen, die ich auf meinem bisherigen Weg zum Filmemacher sammeln durfte, mit Ihnen zu teilen.
Wie alles beginnt
Jedes unserer Filmprojekte nimmt seinen Anfang im gemeinsamen Gespräch mit unseren Kunden und Partnern, die sich eine visiris-Filmproduktion für Ihre Außendarstellung wünschen. Sehr früh stellen wir die grundlegende Frage, was und wen sie mit dem Filmprojekt erreichen wollen. Es ist natürlich von Beginn an ein großer Unterschied, ob wir einen Recruitingfilm für einen mittelständischen und regional bekannten Arbeitgeber oder ein Musikvdideo für eine Künstlerin angehen. Wir besprechen die Wünsche und Vorstellungen, die unsere Kunden bereits haben und wir erfragen auch, ob ein finanzieller Rahmen feststeht, innerhalb dessen wir arbeiten werden – das Budget. Im Zuge eines solchen ersten Gespräches teilen unsere Kunden und Partner uns mit, was Ihnen im Bezug auf ihr Filmprojekt wichtig ist und deshalb hören wir hier ganz genau zu. So können wir – meist schon während des Gespräches – vor unserem inneren Auge einen ersten Grundriss des werdenden Projektes skizzieren. Unsere geschätzten Kunden liefern uns sozusagen die nötige Exposition, um eine spannende Geschichte zu entwickeln und gemäß dem amerikanischen Drehbuchautoren David Mamet, ist es dann unser Job diese Exposition in Munition zu verwandeln. Direkt im Anschluss an die erste Besprechung, wenn die Gedanken noch tanzen, machen wir uns auch schon an die eigentliche konzeptuelle Arbeit.
Gewaltige Gedankenwelten
Jahrhundertregisseur Stanley Kubrick sagte einst: „if it can be written, or thought, it can be filmed.“ Gemäß dieser Weisheit strecken wir bei visiris zu Beginn einer jeden Konzeptphase zuerst einmal unsere Köpfe zusammen und brainstormen nach allen Regeln der Kunst. Von den zahlreichen Geistesblitzen picken wir für unsere Kundenprojekte und Eigenproduktionen natürlich nur die besten, diese die auch wirklich zünden. Durch sorgfältige Auslese, Anordnung und Verknüpfung der Punkte entsteht dann allmählich ein erster noch relativ loser Konzeptentwurf. Man kann sich den nun folgenden Ablauf vielleicht vorstellen, wie der Prozess des Töpferns, wo man mit einem unförmigen Tonklumpen beginnt, den man dann nach und nach mit geschickten Handgriffen zur kunstvoll gearbeiteten Vase formt. So modellieren wir an unserem ersten Konzeptentwurf so lange, bis er schlüssig, stringent und spannend wird. In dieser Phase begrenzt und rein gar nichts und wir können unseren Gedanken freien Lauf lassen. Was es allerdings zu prüfen gilt ist, ob das geplante Budget auch wirklich ausreicht, um eine Idee auch qualitativ hochwertig umzusetzen. Ist die Gesamtidee, also unser Konzeptentwurf, ausreichend ausgefeilt, lässt sie sich in einem sogenannten Treatment festhalten. Das ist ein kurzer prosaischer Text, der relativ übersichtlich die gesamte Handlung wiedergibt. Ist uns das Treatment stimmig gelungen, gehen wir voran zur nächsten Bearbeitungsstufe, zum Drehbuch!
Das Drehbuch als Grundlage
In unseren Drehbüchern halten wir jede Situation und jeden Satz, der in den späteren Filmproduktionen gesprochen wird fest, so dass der Film sozusagen bereits auf dem Blatt entsteht, bevor wir auch nur ein einziges Mal Record gedrückt haben. Aber warum ist ein ausgefeiltes Drehbuch so wichtig? Papier ist bekanntlich geduldig und die Arbeit am Drehbuch ist nicht so kostenintensiv wie die am Set oder in der Postproduktion. Je genauer wir also das Drehbuch ausarbeiten und es mit unserem Kunden durchgehen, desto sicherer können wir uns später beim Drehen auch sein, dass wir eine Vision teilen. So können Nachdrehs vermieden und die gemeinsame Filmidee Kosten-Nutzen-effizient umgesetzt werden. Basierend auf dem Drehbuch entwicklen wir anschließend einen Drehplan, der alle Informationen beinhaltet, die es für unsere Dreharbeiten zu beachten gilt. So wissen wir bereits vor Anbruch des Drehtages, welche Szene wir mit wem, wann und wo drehen. Wir wissen, welche Teammitglieder und welche Darsteller*innen gebraucht werden und welche nicht und wir wissen, welches Equipment einsatzbereit sein muss. Interessant zu wissen ist sicherlich, dass unsere Drehpläne auch eine Shotlist beinhalten. Diese reiht die zu drehenden Sequenzen des Drehbuches auf, damit diese nach und nach abgedreht werden können. Der gravierende Unterschied von der Shotlist zum Drehbuch selbst ist, dass erstere eher filmtechnische Angaben für uns als Filmteam beinhaltet. Außerdem ist es häufig der Fall, dass die Reihenfolge der Sequenzen auf der Shotlist sich gravierend von der Abfolge der Sequenzen im Drehbuch oder jenen im fertig montierten Film unterscheidet. Das ist so, weil wir unsere Drehs stets zeit- und kostenmäßig effizient planen und durch eine durchdachte „Logistik“ den Aufwand schmälern. So gewährleisten wir für unsere Kunden möglichst angenehme Drehtage, an die sie sich hoffentlich mit einem Lächeln erinnern.
Kreativität schöpfen
Aber was, wenn einem die Kreativität fehlt und die genialen Eingebungen einfach mal wieder nicht eintreten? Mein Tipp gegen Ideenlosigkeit ist so simpel wie effektiv – Sehen Sie so viele Filme wie möglich, lesen Sie so viele Bücher wie möglich. Und das nicht nur einmal, sehen Sie sich Filme ein zweites und drittes und viertes Mal an und entdecken Sie neue Feinheiten in der Handschrift der Filmemacherinnen und Filmemacher. Und wenn Sie die Filme und Bücher, kurz die Stoffe, voll und ganz verinnerlicht haben, dann kopieren Sie sie. Versuchen Sie selbst etwas Ähnliches zu schreiben oder zu filmen, wie das, dass auch Sie an ihrem jeweiligen Vorbild faszinierte. Wenn es Ihnen ansatzweise gelingt, geben Sie nicht auf. Machen Sie weiter und widmen sich der nächsten Nachahmung eines Aspektes, der Sie beeindruckte. Wenn Sie dann irgendwann ein Repertoire an Erfahrung und diversen Stilen beherrschen ist es soweit – Von ganz alleine werden Sie die Dinge, die Sie zunächst noch nachgeahmt haben gekonnt kombinieren und genau das wird dann Ihre ganz eigene und unverwechselbare Handschrift ergeben. Wenn Sie Filmemacher werden wollen, stehen Ihnen also unzählige Filmeabende und Wochenenden bevor, an denen Sie täglich drei Filme und mehr sehen werden. Ich persönlich sehe mir im Durchschnitt einen Film pro Tag an seit dem ich als ca. 13 Jähriger meinen ersten eigenen Fernseher bekommen habe. Ich liebe es mir meine Lieblingsfilme zum 15 Mal anzusehen. Um bei dieser Vielzahl an Spielfilmen den Überblick nicht zu verlieren und auch Filme zu entdecken, die man sich unbedingt noch ansehen möchte, empfehle ich die App Letterboxd. Besuchen Sie mich auf meinem Profil und lassen Sie uns gerne connectn, wenn Sie mögen.
Buchtipps zur Vertiefung
Quentin Tarantino meinte: „If you just love movies enough, you can make a good one.“ und wer sind wir, diesem großen Meister des Films zu widersprechen. Wer sein theoretisches Wissen allerdings etwas aufstocken möchte, findet eine schier unendliche Menge an empfehlenswerter Lektüre zu diesem Thema vor. Zwei wertvolle Bücher, die meinem Team und mir auf unserem bisherigen Weg weitergeholfen haben, verlinke ich Ihnen im Folgenden.
- Robert McKee – Story. Die Prinzipien des Drehbuchschreibens
- Frederic Raphael – Eyes Wide Open. A Memoir of Stanley Kubrick
Auf die Schrift folgt die Tat
Erst, wenn das geplante Filmprojekt auf dem Papier begeistert und förmlich abgedreht werden möchte, ist der Zeitpunkt gekommen, in die nächste Phase überzugehen – die Dreharbeiten. Unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet teile ich in meinem nächsten Artikel mit Ihnen. Aber soviel vorweg: Das Drehbuch und der dazugehörige Drehplan ist uns und jedem Filmemacher während der Dreharbeiten der beste Freund und Helfer. Wir drucken das Drehbuch im Hinblick auf unsere Dreharbeiten meist mehrfach aus und tackern es feinsäuberlich zusammen, so dass es ein Leichtes ist, zu jedem Zeitpunkt die Übersicht zu behalten und den bestmöglichen Film für den geschätzten Kunden zu realisieren. Ich würde mich freuen, wenn meine Tipps und unsere Erfahrungen Ihnen einen umfassenden Einblick in unsere Arbeitsweise geben konnte. Um zukünftig keinen unserer Artikel und Neuigkeiten rund um die Welt des Filmemachens mehr zu verpassen, lade ich Sie herzlich ein, unseren Newsletter zu abonnieren.